Wie teuer wird die Euro-Rettung noch?



Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble im Interview mit der Bild-Zeitung

Bild: Seit zwei Jahren wird um die Euro [Glossar]-Rettung gerungen. Gestern feierte die Währung ihren 10. Geburtstag. Ist der Euro eine Erfolgsgeschichte?

Schäuble: Es ist ganz klar eine Erfolgsgeschichte. Der Euro, den es jetzt seit 10 Jahren auch als Bargeld gibt, ist stabil und nach dem Dollar die wichtigste Reservewährung der Welt.

Wir haben keine Euro-Krise, sondern eine Schulden-Krise einiger Euro-Länder. Da gibt es eine Ansteckungsgefahr wegen der Verflechtung der Finanzmärkte [Glossar]. Aber der Euro ist und bleibt stabil.

Bild: Was ist bei der Einführung schiefgelaufen?

Schäuble: Die Einführung lief gut, der Euro war bald stabiler als die Mark. Aber Deutschland hätte sich bereits damals klarere europäische Regeln gewünscht, die neben der gemeinsamenGeldpolitik [Glossar] auch eine stärker vergemeinschaftete Finanzpolitik [Glossar] bedeuten.

Dies war leider damals im Kreis der Partnerländer nicht durchsetzbar. Deshalb müssen wir jetzt eine Stabilitätsunion schaffen, damit künftig die europäischen Regeln der Finanzpolitik wirklich durchgesetzt werden können.

Was man zudem damals nicht vorhersehen konnte, war zum Beispiel die enorme Beschleunigung und Verflechtung der Finanzmärkte durch den Computer-Handel. Das hat zum Teil dazu beigetragen, die Probleme zu verschärfen.

Bild: Müssen wir 2012 den Gürtel enger schnallen?

Schäuble: Mit dem Jahreswechsel sind nicht alle Probleme des Jahres 2011 verschwunden. In den letzten Tagen des alten Jahres haben uns Nachrichten aus dem Mittleren Osten und Asien in Atem gehalten und auch bei der Stabilisierung der Eurozone [Glossar] müssen jetzt viele Staaten ihre Hausaufgaben erledigen.

2012 wird wahrscheinlich schwieriger als 2011, aber die deutsche Wirtschaft ist gut aufgestellt. Es wurden richtige und wichtige Weichenstellungen vorgenommen und daher hoffe ich, dass wir am Ende des Jahres, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, so dastehen werden, dass die Bürger mit Zuversicht in das nächste Jahr schauen.

Bild: Warum sollen Schulden-Länder in Zukunft sparen? Sie können sich ja auf den Rettungsschirm verlassen!

Schäuble: Da darf man sich nicht vertun. Die Länder müssen ihre Hausaufgaben selbst erledigen. Die Rettungsschirme können den betroffenen Mitgliedsstaaten nur die notwendige Zeit kaufen, um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen und so das Vertrauen zurückzugewinnen. Die Staaten müssen die Zeit nutzen, um ihre Haushalte [Glossar] zu konsolidieren, also zu sparen und um die notwendigen Reformen durchzuführen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Rettungsschirme können nur eine Überbrückungshilfe sein.

Bild: Wie teuer wird die Euro-Rettung noch? Müssen unsere Kinder die Zeche bezahlen?

Schäuble: Wir haben bisher wenig bezahlt. Wir haben Griechenland Kredite gewährt, für die wir Zinsen bekommen. Der Rest sind Garantien, die bisher nicht in Anspruch genommen wurden. Und eines ist ganz klar: Wer Hilfen in Anspruch nimmt, muss dafür harte Bedingungen erfüllen, er muss seine Verschuldung in den Griff kriegen und seine Wirtschaftskraft stärken, sonst gibt es kein Geld.

Das Interview führte Ralf Schuler.

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