Wird Italien das neue Zypern, Herr Schäuble?



Im Interview mit der BILD erläutert Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble, warum der Euro heute stabiler ist als zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise und warum die Zypern-Rettung ein spezieller Einzelfall bleiben wird.

BILD: In Zypern mussten erstmals Sparer für die Krise zahlen. Müssen wir befürchten, dass so etwas auch in Italien oder bei uns in Deutschland passiert?

Schäuble: „Nein, dafür besteht überhaupt kein Grund. Die Sparer in Deutschland sind gut abgesichert und auch in Europa wollen wir die Regeln weiter verbessern. Zypern ist und bleibt ein spezieller Einzelfall.“

BILD: Wie wollen Sie verhindern, dass der Tabubruch in Zypern Vertrauen in allen Euro-Staaten zerstört?

Schäuble: „Einlagen bis 100 000 Euro sind überall in der EU geschützt. In Deutschland und in vielen anderen Staaten geht die Sicherung weit über diese Summe hinaus. Die Spareinlagen in Europa sind sicher. Aber in Zypern waren die beiden großen Banken faktisch nicht mehr zahlungsfähig und der zypriotische Staat hatte auch nicht mehr das Geld, um die Einlagen zu sichern – auch nicht die 100 000 EUR.

Daher mussten die anderen Staaten der Eurozone helfen. Gemeinsam haben wir in der Eurogruppe entschieden, Eigentümer und Gläubiger an den Kosten zu beteiligen, also diejenigen, die die Krise mit verursacht haben. Chance und Risiko sind zwei Seiten einer Medaille. Das stärkt die Glaubwürdigkeit bei den Steuerzahlern in den Euro-Staaten und damit auch das Vertrauen in den Euro.“

BILD: Zypern ist vorerst gerettet, aber sehen wir die Kredite je wieder?

Schäuble: „Zyperns Wirtschaft wird jetzt eine Zeit lang einen schmerzhaften Anpassungsprozess durchlaufen. Aber dann wird es auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis die Kredite zurückzahlen.“

BILD: Ist der Euro sicherer als vor 3 Jahren?

Schäuble: „Ja. Gerade das konnte man in der Zypern-Krise sehen. Die ganzen Turbulenzen haben eben nicht auf andere Länder Südeuropas ausgestrahlt. Das war Anfang 2012 noch anders, als wegen der anstehenden Neuwahlen in Griechenland plötzlich die Zinsen für ganz Südeuropa in die Höhe schossen. Auch die Finanzmärkte haben verstanden: Wir sind besser vorbereitet. Wir haben viel erreicht.“

BILD: Wäre es dann auch leichter, ein Land aus dem Euro ausscheiden zu lassen?

Schäuble: „Nein, wichtiger ist, dass wir stark genug sind, alle im Boot zu halten.“

BILD: Wächst auch Europa jetzt zusammen, oder spaltet der Euro den Kontinent?

Schäuble: „Der Euro bewährt sich auch in der Krise. und bis jetzt ist alles viel besser gelaufen, als die vielen Experten vorhergesagt haben. Ich sage: Wir werden in den Geschichtsbüchern lesen, dass diese Krise Europa noch stärker zusammengebracht hat. Wenn man betrachtet, wie es zu meiner Jugendzeit in Deutschland und Europa aussah, muss man doch sagen: Wir leben in einer sehr glücklichen Zeit.“

Alle Rechte: BILD